Aikido ist eine, im Vergleich zu anderen japanischen Kampfkünsten, relativ junge aber durchaus eine sehr ausgewogene und harmonische Kampfkunst. Sie beruht auf dem Prinzip der durch den Kampf verbundenen Krieger, einem Kampf auf Leben und Tod. Beide sind durch ein unsichtbares Band verbunden, welches elastisch sein muss wie ein Gummiband und nicht starr wie eine Stange. Dennoch ist der Sinn von Aikido nicht das Bezwingen des Gegners sondern eine harmonische Einstellung auf Uke. Deshalb sehen die Bewegungen von Aikido anfänglich sehr einstudiert und spielend aus, so sind sie doch bei näherer Betrachtung eine Abfolge von Reaktionen auf Bedrohungen, auf die Tori und Uke dynamisch reagieren.
Aikido ist aber bei weitem nicht nur eine Schule von Techniken, sondern schult vor allem auch die innere Haltung. Denn es macht einen entscheidenden Unterschied wie man durchs Leben geht. Die Haltung eines wahren Kriegers (des alten und neuen Kriegers) ist die des Schwertes, das nicht gezogen wird. Das Schwert ist eine tödliche Waffe. Ein wahrer Krieger ist sich des Schwertes an seiner Seite durchaus bewusst, auch der Konsequenzen, die dadurch entstehen, jedoch muss er mit seiner äußeren und inneren Haltung zeigen, dass er es nicht willkürlich einsetzt, sondern dass das Schwert und damit die Gewalt das letzte und damit auch das schlimmste Mittel ist, jemandem zu begegnen. Durch das nicht gezogene Schwert wird Uke vor Augen geführt, dass die Gewalt, die er einsetzt zu nichts führen und nichts bewirken wird. Der Krieger ist wie eine Birke, die den schweren Schnee abwirft, dem Orkan trotzt und nach allem trotzdem noch unverrückbar und aufrecht an ihrer Stelle steht.
Diese Flexibilität macht einen wahren Krieger aus. Er lädt sich nicht den schweren Schnee auf seine Schulter, unter dem er sicher zusammenbrechen würde, sondern lässt ihn leicht und weich abgleiten, er stemmt sich nicht gegen den Orkan, der ihn sicher wegreißen würde, versucht möglichst wenig Wiederstand zu bieten. Trotzdem bleibt er an seiner Stelle, bis der Schnee geschmolzen ist und der Orkan aufgehört hat zu toben.
Der moderne Krieger trägt kein Schwert mehr an seiner Seite, trotzdem muss er in seinem Geiste ein Schwert tragen. Er IST das Schwert. Eine Waffe, die sowohl Tod und Gewalt als auch Frieden und Harmonie bringen kann. Er reagiert schnell, angemessen und flexibel auf Aggressionen gegen ihn ohne selbst zum Aggressor zu werden.
Ein Schwert ziehen ist leicht, ein Schwert nicht zu ziehen ist eine Kunst.